Klosterarbeiten

Klosterarbeiten – Weltkulturerbe – was genau ist das?

Vor einigen Jahren hat meine Freundin Inge zu mir gesagt: „Ich interessiere mich für Klosterarbeiten und mach jetzt einen Kurs. Magst nicht mitkommen?“ Auf meine erstaunte Frage, um welche Arbeiten in einem Kloster es sich da handelt, lachte sie und so erfuhr ich:

„Klosterarbeiten“ ist ein Kunsthandwerk, das es schon sehr lange gibt. Es stammt angeblich aus dem frühen Mittelalter. In Männer-Klöstern wurden die reichverzierten Handschriften, auf Pergament geschrieben und gemalt und in Leder gebunden. Da diese Folianten sehr wertvoll waren, hatten sie auf den Seitenkanten der Blätter oftmals eine Blattgoldauflage, den sogenannten „Goldschnitt“. Wurde so ein Buch restauriert, weil die Pergamentkanten abgenutzt waren, wurden die Kanten neu geschnitten. Die dabei anfallenden schmalen goldbesetzten Streifen wurden zu Rosetten und Spiralen gedreht und Reliquien und Heiligenbilder damit verziert. Das war der ursprüngliche Beginn der „Klosterarbeiten“.

In der Barockzeit war die Reliquienverehrung sehr verbreitet. Man verwendete nun auch zusätzliche wertvolle Materialien: Gold-, Silberdraht, Perlen, Edelsteine, Kristallsteine, Perlmutt…. Man kann heute noch in manchen Kirchen den Schädel eines Heiligen mit einer Golddrahtkrone, verziert mit Perlen und Edelsteinen sehen.

Nun verlagerte sich diese Kunst vermehrt in die Frauenklöster. Dort wurden an verschiedenen Orten unterschiedliche kreative Techniken entwickelt: Goldhauben, Stickerei, Wachsarbeiten, Krüll, Kartonarbeiten, Stanzen, Gatunell und Drahtarbeiten.

Über die Verzierung des häuslichen Herrgottswinkels kam dieses Kunsthandwerk bald auch in die Bürger- und Bauernhäuser. Ich stelle mir gern vor, dass die geschickte Bäuerin vom übrig geblieben Material einen Brautkranz, Haarnadeln oder Hutanstecker gemacht hat. So wurde mit der Zeit, aus der sinnvollen Weiterverwendung der Buchabschnipsel, das

„Handwerk der feinen Kunst für andächtige und weltliche Zier“

Diese Fertigkeiten waren bis zum ersten Weltkrieg weit verbreitet. Dann waren die Männer im Krieg und die Frauen hatten viel zusätzliche Arbeit zu schaffen. In der Nachkriegszeit hatte man andere Sorgen, und “Klosterarbeiten“ geriet vielfach in Vergessenheit.

Um dem entgegen zu wirken, wurde es nun zum „UNESCO Weltkulturerbe[1]“ ernannt. Damit rückt es erneut ins allgemeine Bewusstsein und das Interesse daran nimmt wieder zu.

Was von damals bis heute geblieben ist

  • die Verwendung relativ wertvoller, aber auch erschwinglicher Materialien
  • die grenzenlose kreative Vielfalt der Umsetzung
  • jedes Werk – ein Einzelstück kunstvoller Handarbeit
  • leicht zu erlernen, erfreulich zu machen.

[1] www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/die-unesco-konvention

www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/umsetzung-in-oesterreich/register-guter-praxisbeispiele/klosterarbeiten/

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